Die letzten Überlebenden, die die Gräuel des Nationalsozialismus am eigenen Leib erlebt haben, befinden sich bereits im hohen Alter. Das Projekt „Zeitzeugen“ setzt sich für die Bewahrung dieser Stimmen ein. Mit der Technologie des volumetrischen Videos, dessen Basistechnologie „3D Human Body Reconstruction“ von Forschenden des Fraunhofer HHI entwickelt wurde, werden die Erinnerungen der Holocaust-Überlebenden für nachfolgende Generationen festgehalten. Die jüdischen Zeitzeugen berichten im volumetrischen Studio der Volucap GmbH von den Erfahrungen im nationalsozialistischen Deutschland und von der Verfolgung.
Mithilfe von 16 Kamerapaaren und einer enormen Rechenleistung entsteht im volumetrischen Studio ein naturgetreues dreidimensionales Abbild der ergreifenden Zeitzeugenberichte, welche direkt in eine virtuelle Welt integriert werden können. Durch diesen „begehbaren Film“ wird ein Zeitdokument in einer noch nie dagewesenen Weise veranschaulicht. So soll vor allem jüngeren Generationen, denen die Geschehnisse des Nationalsozialismus weit entfernt scheinen, die Thematik als Virtual Reality-Erlebnis anschaulich vermittelt werden. Das Projekt „Zeitzeugen“ setzt so einen neuen Meilenstein in der Dokumentation eines zentralen Kapitels der deutschen Geschichte und leistet damit einen wertvollen Beitrag zur deutschen und europäischen Erinnerungskultur.
„Es ist ein wichtiges Signal, dass wir für unser erstes dokumentarisches VR-Projekt ein Zeitzeugeninterview mit dem Holocaust-Überlebenden Ernst Grube umsetzen. Als Medienschaffende haben wir eine besondere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der deutschen Erinnerungskultur. Mit der jüngeren Generation suchen wir gezielt die inhaltliche Auseinandersetzung, indem Ernst Grube von einem 16-jährigen Schüler interviewt wird. Es freut mich, dass die UFA dieses wichtige Projekt mithilfe der VR-Technik und in technischer Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut realisieren kann.“
Nico Hofmann, CEO UFA
„Unsere ‚3D Human Body Reconstruction‘-Technologie ist zukunftsweisend für die realistische Darstellung von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in Virtual und Augmented Reality-Anwendungen. Mit unserem Verfahren können wir reale Menschen in eine virtuelle Umgebung einfügen und sie dabei so lebensecht wirken lassen, wie wir es aus der realen Welt kennen. Die Technologie kann daher überall dort eingesetzt werden, wo es auf Authentizität ankommt und so die Tür zu einem riesigen neuen Anwendungsfeld öffnen – z.B. der authentischen Vermittlung von Geschichte und Zeitzeugenberichten.“
Dr. Oliver Schreer, Gruppenleiter Immersive Medien und Kommunikation Computer Vision und Visualisierung, Fraunhofer HHI
Ernst Grube
Der Kurzfilm „Ernst Grube – Das Vermächtnis“ soll der erste Film einer Reihe von Zeitzeugen-Interviews sein. Geplant ist die Vorführung des Kurzfilms in Kooperation mit einer Bildungseinrichtung in regionalen Schulen, Gedenkstätten und auf Einzelveranstaltungen. Eines der langfristigen Ziele des Projektes ist die Etablierung von VR/AR (Virtual Reality/Augmented Reality)-Anwendungen dieser Art als Bestandteil von Aus-, Weiter- und Fortbildungen.
Am 22. August 2019 wurde im Volucap-Studio in Potsdam-Babelsberg das erste volumetrische Zeitzeugeninterview gedreht. Das Pilotprojekt ist eine Kooperation zwischen der UFA, unter der Leitung von UFA Technology VR-Producer Frank Govaere, und dem UFA SHOW & FACTUAL-Producer Philipp Grieß, sowie dem Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI), das unter der Leitung von Dr. Oliver Schreer die technische Seite des Projektes verantwortet.
Unter dem Dach der UFA ist „Ernst Grube – Das Vermächtnis“ ein Projekt, das auf inhaltlicher Ebene von der UFA SHOW & FACTUAL und auf technischer Ebene von der UFA SERIAL DRAMA und der Technologie-Abteilung der UFA betreut wird.
Schüler Phil Carstensen mit Zeitzeuge Ernst Grube im volumetrischen Studio. Foto: UFA
Visuelles Konzept
Die Lebensgeschichte von Ernst Grube wird in unterschiedlichen Stationen erzählt. Die verschiedenen Locations sind entlang eines Weges in Form von Vignetten angeordnet. Auf der anderen Seite des Weges befinden sich stelenförmige Meilensteine. Diese Meilensteine stehen für die interaktiven Inhalte, welche der Benutzer abrufen kann. Somit ist das Set gleichzeitig das User Interface. Der Benutzer kann sich entlang des Weges in die verschiedenen Zeitabschnitte teleportieren und die interaktiven Elemente steuern. Auf schwebenden, transparenten Leinwände wird Archivmaterial eingeblendet.
Jüdisches Kinderheim „Antonienheim“ München
Im Garten des jüdischen Kinderheims München. Durch die Einfahrt erahnt man die düstere Straße, flankiert von schemenhaften Leinwände, auf denen die SA mit Hakenkreuzfahnen marschiert.
Die Sonne scheint. Der Garten ist zur Feier des jüdischen Laubhüttenfests bunt geschmückt. Im Garten erzählt Ernst Grube seine Geschichte. Er verweist auf Bilder, die räumlich eingeblendet werden.
Weitere Stationen
Wohnung Familie Grube – München
Deportation
Konzentrationslager Theresienstadt
Interaktive Stelen